IRP: Sie waren eine berühmte Tänzerin bis zu ihrem Reitunfall 1995 und nun seit 13 Jahren Direktorin und Choreographin der Basel Dance Academy. Was bedeutet Ihnen Tanz?

GG: Tanz ist mein Leben! Tanz war vor meinem Unfall meine grosse Leidenschaft und nach meinem Un- fall meine Rettung! Ohne die Aufgaben, die ich heute habe, wäre mein Leben ein routinemässig sich wiederholender Film. Es genügt, zwei Wochen Ferien zu haben, um zu merken wie leer das Leben ohne mei- nen heutigen Beruf und Berufung wäre.
Es benötigt zwar alles viel Energie, aber wenn ich am Morgen weiss, dass ich Arbeit in der Tanzschule habe, bin ich beflügelt und alles geht ganz schnell.
Es ist zudem eine grosse Genugtuung, wenn man den richtigen Weg findet, um das Talent eines begabten Künstlers auszuschöpfen.

Was möchten Sie den jungen Tänzern Ihrer Dance Academy vor allem mitgeben?

Zuerst ist ein geeigneter Körperbau wichtig. Ich möchte ihnen va. eine natürliche Technik mitgeben. Ich bin kein Fan von immer noch mehr Pirotechnik (noch mehr Pirouetten). Mir ist es wichtig, Geschichten und Emotionen bei den Zuschauern zu wecken. Daran sollte sich der Zuschauer am nächsten Tag noch erinnern. Die Tänzer sollen Mut und Vertrauen in sich selber haben und man muss ihnen mit Respekt begegnen. Heutzutage ist viel Druck in den Schulen und für mich sind die heutigen jungen Menschen eine Mimosen Generation. Dabei kann tanzen ein guter Ausgleich sein.

Was erhoffen Sie sich von der Paraplegieforschung in Zukunft?

Forschung interessiert mich sehr! Es wurden unglaub- liche Fortschritte gemacht in den letzten Jahren, von denen man früher nur träumen konnte.

Es kann noch viel möglich sein in Zukunft. Wenn eine Therapie oder Operation 100 Prozent sicher wäre, wäre ich bereit, mitzumachen. Sonst bin ich nicht für Expe- riment zu haben. Gerade nach dem Unfall wäre das anders gewesen. Ich war die ersten fünf Jahre nach dem Unfall in Wartestellung und habe mich nicht so sehr um die Rehabilitation gekümmert. Danach habe ich beschlossen, mein Leben wieder aktiv zu gestal- ten und dies mit Erfolg.

Kurzbiografie

Galina Gladkova wurde 1959 in Kanada geboren, ihre Eltern waren Russen. Ihre Kindheit verbrachte sie in Kanada und begann schon früh mit Tanzen. Der bekannte Schweizer Choreograph Heinz Spoerli wurde auf sie aufmerksam und lud sie nach Basel ein. Sie tanzte viele Jahre als Solistin beim Basler Ballett, später beim Luzerner Ballett, dem Schweizer Kammerballett, dem Cathy Sharp Dance Ensemble u.a. Ein Reitunfall beendete 1995 ihre aktive Tanzkarriere.

2006 gründete sie die Basel Dance Academy, die bereits ihr 10jähriges Bestehen feiern konnte. Als Direktorin ist sie für die Gesamtleitung und Choreographie zuständig und unterrichtet mehrere Klassen. Als Choreographin begann sie mit kleineren Stücken und präsentierte 2018 ihr erstes abendfüllendes Ballett mit „Die Goldene Nuss„.

Galina Gladkova ist zudem diplomierte Kontrabassistin und hat 2003 das Masters Programm in Kulturmanagement an der Universität Basel abgeschlossen.
Sie ist Stiftungsrätin der Stiftung „Basel tanzt“ und Mitglied des Schweizer Dachverbandes des Tanzes.

3 Schlüsseldaten

  • 1981
    Umzug nach Basel und Beginn beim Basler Ballett
  • 1995
    Reitunfall und seither querschnittgelähmt
  • 2009
    Tod des Ehemannes Dr. Bernd Hoffmann

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